Die Geschichte des Fichtelberghauses in Wort und Bild
1910 - 1962
Nachdem 10 Jahre nach der Jahrhundertwende aufgrund des Besucheransturmes das Fichtelberghaus buchstäblich "aus allen Nähten platzte" und man im Jahre 1909 schon mit dem Erweiterungsbau begonnen hatte, ging es nun 1910 darum, die Arbeiten weiterzuführen und den zweiten größeren Erweiterungsbau fertig zu stellen. Auf dem alten Anbau des Hauses wurde nun ein weiteres Geschoss, sowie ein Dachgeschoss errichtet. Die Dachkonstruktion war jetzt steiler ausgefallen, als es beim alten Fichtelberghaus der Fall gewesen war. Auch der alte Bau wurde komplett mit Holz verschalt. Der Turm wurde etwas höher, bekam ein Spitzdach und auch eine Holzfassade. Die Aussichtsplattform war nun komplett geschlossen, einen äußeren offenen Rundgang gab es nun nicht mehr. Man achtete auch peinlichst genau darauf, dass gesamte Gebäude gut zu isolieren, damit der oft sehr heftige Wind keine Angriffsfläche erhielt.
Und so kamen viele Besucher auf den Berg und Bergwirt Hieke vernachlässigte, aufgrund seiner vielen Gäste, seine Arbeit als Wetterbeobachter. Die Sache wurde unregelmäßig und unsorgfältig. Die Beobachtungen wurden reduziert bzw. hörten dann fast ganz auf und so plante das Königliche Meteorologische Landesinstitut schon vor Ausbruch des ersten Weltkrieges die Einrichtung einer richtigen Wetterwarte auf dem Berge. Trotz des Krieges wurde diese Wetterstation im Jahre 1915 errichtet und am 1. Januar 1916 eingeweiht und die Wetterbeobachtungen aufgenommen. Das Haus besaß eine Warmwasserheizung, Reserveöfen und elektrischen Anschluss. Außerdem hatte die Wetterwarte die wohl größte Wetterhütte Deutschlands, wenn nicht gar der ganzen Welt. Es handelte sich hierbei um eine begehbare Wetterhütte mit dem Grundriss 3,14 m x 2,64 m. Der Turm der Wetterwarte hat eine Höhe von ca. 20 m. Auch dieses Gebäude wurde, wie das Fichtelberghaus, sehr massiv gebaut und auch komplett mit Brettern verkleidet. Heute steht die Wetterstation übrigens unter Denkmalschutz.
Einen weiteren Nachbarn bekam das Fichtelberghaus im Jahre 1924. Gemeint ist die Fichtelberg – Schwebebahn. Sie wurde bereits 1912 geplant, erregte jedoch damals zuviel Widerspruch in den Reihen des Erzgebirgsvereines. Alle 8–10 Minuten sollten 12 Personen auf den Berg gebracht werden. "Das hält die Natur nicht aus!" sagte man. Erst kam das Veto, dann der 1. Weltkrieg und so konnte die Schwebebahn dann erst 1924 gebaut werden.
Am 1. September 1924 fand die Grundsteinlegung statt. Am 8. September begannen 250 Arbeiter und 8 Fachingenieure mit der Arbeit. In einer Rekordzeit von ca. 4 Monaten war das Werk vollbracht. Am 21. Dezember fand die Jungfernfahrt statt und am 28.Dezember 1924 wurde dann der offizielle Fahrbetrieb aufgenommen. Die Gesamtkosten für den Bau beliefen sich auf 490.000 Goldmark.
In der Kabine, welche etwas an alte Straßenbahnwagen erinnerten, hatten 12 Personen Platz und es dauerte etwas 10 Minuten um bis auf den 1214m hohen Fichtelberg zu gelangen. Angetrieben wurde die Kabine mit Hilfe eines 80 PS – Motors und um 1,8 m/s bewegt. Der Benzin – Hilfsmotor hatte 52 PS. Die Trassenlänge beträgt 1175 m wobei eine Höhendifferenz von 303 m überwunden werden muß.
Trotz der späten Realisierung der Pläne, erst im Jahre 1924, war es immer noch die 1. Seilschwebebahn in Deutschland.
Nun hatte der Gipfel sein Trigestirn, das über lange Jahre das Bild des Berges prägte.
Am 30. September 1925 hatte der Bergwirt Hieke seinen letzten Arbeitstag
auf dem Fichtelberg. Ab 1. Oktober übernahm Arthur Soyka die Geschäfte.
Vorher war Herr Soyka als Direktor des "Thüringer Hof" in Leipzig
tätig.
Ein weiterer Anbau an das bestehende Fichtelberghaus wurde ca. 1925 geplant. Es sollte ein steinerner, noch höherer Turm als es der Bestehende war, direkt davor gebaut werden. Die Türme hätte dann eine kurze, steinerne Bogenbrücke verbunden. Der neue Turm sollte als Jugendherberge dienen und die bis dahin genutzte alte Holzbaracke ablösen. Der neue Turm sollte an seinem Fuße einen kleinen Anbau erhalten. Zur Erinnerung an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges sollte diese Herberge einen Denkmalcharakter bekommen. Zu Ehren von Fürst Bismarck hätte der Turm dessen Namen tragen sollen. Zur Bauausführung ist es jedoch nie gekommen. Der allgemeine wirtschaftliche Niedergang verhinderte die Realisierung dieses Bauvorhabens, dessen Abschluss für das 50jährige Gründungsjubiläum des Erzgebirgsvereins im Jahre 1928 geplant war. Es blieben nur alte Bilder, Zeichnungen und Modelle, welche die Pläne überlieferten.
Im Jahre 1935 wurden die Krüppelfichten, die zwischen Wetterstation und Fichtelberghaus standen, entfernt. Entfernt wurde 1938 auch die begehbare Wetterhütte der Wetterstation. Sie hatte sich nicht bewährt und wurde deshalb abgerissen und fortan eine herkömmliche Wetterhütte benutzt.
Es war 1940, als die Kabinen der Schwebebahn durch größere Kabinen ersetzt wurden. Nunmehr konnten 20 Personen in einer Gondel den Berggipfel erreichen.
Der 2. Weltkrieg zeigte auch auf dem Fichtelberg seine Auswirkungen. In der Wetterwarte wurden die sogenannten "Fichtelbergsoldaten" stationiert und der Besucherstrom auf den Berg nahm in den Kriegsjahren auch spürbar ab.
1944 planten die Nazis die Wetterstation zu sprengen. Das konnte jedoch verhindert werden.
Nach Kriegsende kam mit dem Dekret über die Auflösung der Vereine in Deutschland – Ost auch das Ende der Erzgebirgszweigvereine. Der Hauptverein wurde jedoch zunächst noch stillschweigend toleriert. So war es auch möglich, dass das Fichtelberghaus, neben dem Haus auf dem Auersberg und Schwartenberg, noch bis 1948 vom Erzgebirgsverein in bewährter Weise durch Heimatfreund Curt Unger betrieben wurde.
An der benachbarten Wetterstation waren ab 1946 drei Wetterbeobachter für Tag- und Nachtdienst eingesetzt.
Im September 1948 enteignete man den Erzgebirgsverein und das Fichtelberghaus wurde ein Ferienobjekt des Kulturministeriums, in dem nur ausgewählte Personen ihren Urlaub verbrachten.
Denn etwa zeitgleich setzte der Abbau von Uranerzvorkommen im Fichtelberggebiet durch die SAG Wismut ein (Gründung Juni 1947). Das gesamte Territorium wurde zur militärischen Sperrzone erklärt, die nur mit Sondergenehmigung betreten werden konnte. Der Betrieb der Fichtelberg – Schwebebahn wurde deshalb und auch aus technischen Mängeln 1948 eingestellt.
Ab 1950 gab es vier Wetterbeobachter an der Wetterstation, ab 1956 fünf Beobachter für ein umfangreiches Programm an Wetterbeobachtungen.
Erst Mitte der 50er Jahre wurde die Sperre des Fichtelberges wieder aufgehoben und die Schwebebahn nahm am 17. Februar 1956 ihren Betrieb wieder auf. Man begann Oberwiesenthal zum Urlauberzentrum auszubauen. Träger des Fichtelberghauses war inzwischen die "HO" (Handelsorganisation) geworden.
Viele Gäste strömten nun wieder auf den Berggipfel und wie schon so oft in der Vergangenheit erwies sich das Haus bald wieder als zu klein. Neue Pläne für einen 3. Erweiterungsbau wurden ausgearbeitet. Diesmal sollte die Erweiterung des Hauses in Richtung Wetterstation erfolgen und deshalb die Station auf den "Kleinen Fichtelberg" umgesetzt werden.
In den Jahren 1961/62 erfolgte die erste umfassende Rekonstruktion der Fichtelberg – Schwebebahn. Die Bergstation wurde umgebaut. Der Einbau eines neuen Antriebes ermöglichte es, die Fahrtgeschwindigkeit von 1,8 m/s auf 3,6 m/s zu erhöhen. Auch neue Kabinen kamen zum Einsatz, die mittlerweile schon 44 Personen aufnehmen konnten.
Im Februar 1962 kam es dann zum ersten Brand im Fichtelberghaus. Ein trotteliger Kellner hatte vergessen sein Bügeleisen abzuschalten und so kam es in Folge dessen zu einem Dachstuhlbrand. Sirenen heulten und die Feuerwehr rückte an. Zum Glück war es möglich, den Brand schnell zu löschen – es war noch einmal gut gegangen.
Bei den nachfolgenden Bauarbeiten, die durch den Brand notwendig geworden waren, wurden viele der sehr stark angekohlten Balken im Dachstuhl belassen. Es hätte zu viel Mühe bereitet, sie zu entfernen und durch neue Balken zu ersetzen.
Der Herbst 1962 war sehr trocken und der Frost setzte sehr früh ein, so dass im Waldboden nur sehr wenig Wasser gespeichert war. Die Wasserversorgung des Fichtelberghauses wurde aber noch ausschließlich durch Quellwasser gedeckt.
Und dann begann das Jahr 1963, ein schwarzes Jahr, wenn nicht gar das
schwärzeste Jahr, in der Geschichte des Fichtelberges.
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1921 - begehbare Wetterhütte der Wetterstation |
1922 |
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um 1930 - Lageplan |
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1936 - Wetterstation |
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1957 - Wetterstation |
1957 - Meßfeld der Wetterstation |
1958 - Wetterstation |
1960 |
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