Einer unserer Träume war es, einmal an einem aktiven Vulkan zu stehen. Als im März 2021 der Fagradalsfjall in Island ausbrach, verfolgten wir das Geschehen von Anfang an über die Webcams. Eigentlich wären wir am liebsten sofort hingefahren, aber Corona machte dieses Vorhaben unmöglich. Im Mai war die Inzidenz in Island allerdings auf unter 10 gesunken und das Land öffnete sich für Besucher, die geimpft sind oder alternativ für 4-5 Tage in Quarantäne gehen.
Diese verbrachten wir weitab jeglicher Menschen in einer idyllisch gelegenen Hütte nördlich von Selfoss und verbrachten die Tage mit langen Spaziergängen um die nah gelegenen Seen und genossen herrliche Ausblicke, unzählige Vögel, frisch geborene Schafe und Pferde. Leider lag nach einem der kältesten und trockensten Frühjahr die Landschaft noch im Winterschlaf und es war noch kein Grün zu sehen. Dennoch war es für uns eine sehr entspannende Zeit, wenn da nur nicht das isländische Folterfernsehen gewesen wäre, denn dieses übertrug fast nonstop die aktuellen Webcambilder vom Vulkan, der in dieser Zeit allerdings für uns unerreichbar war. Allerdings sahen wir ihn auf einer unserer Wanderungen aus über 100km Entfernung per Rauchzeichen grüßen …
Irgendwann geht die längste Quarantäne zu Ende. Nach dem anschließenden negativen PCR-Test in Reykjavik waren wir frei und erstürmten sofort den Vulkan. Angetrieben vom angestauten Adrenalin bemerkten wir kaum den doch recht langen Weg (für Hin- und Rückwanderung mit aufgeregtem Hin und Her am Vulkan zeigte der Zähler immer reichliche 20km an) und standen endlich vor dem Vulkan, der zur Begrüßung gleich mal ausbrach. Was für ein Erlebnis, den Vulkan, dessen Geburt und Entwicklung wir digital verfolgt hatten auf einmal hautnah zu sehen und vor allem zu hören und zu spüren. Vor Rührung, Ehrfurcht, Freude und absoluter Erleichterung, dass er bis zu unserer Ankunft durchgehalten hat, vergoss ich einige Tränen.
Während der drei Besuche erlebten wir alle 5-8 Minuten pulsierend einen Ausbruch mit reichlichem Lavafluss, der (nicht immer) langsam die umliegenden Täler füllt. Besonders eindrucksvoll waren dabei die Geräusche, das Grollen des Vulkankegels beim Ausbruch, gefolgt von einem Krachen am Ende durch die Verpuffung von Wasserstoff. Oder das Knirschen der erstarrenden Lava, die durch neue geschmolzene Gesteinsmassen weitergetrieben wird. Wir erlebten unzählige Ausbrüche, wärmten uns an der frischen Lava, nutzten ältere und kaum fließende Lava zum Grillen unserer Würstchen, sammelten die herabregnenden Steinchen geschmolzenen Glases oder frische Lava als Souvenirs und genossen einfach jede Minute.
Zwischen den Vulkanbesuchen erfreuten wir uns an anderen Sehenswürdigkeiten in Südwestisland. Besonders gefreut habe ich mich über die Überfahrt auf die Westmännerinseln mit einem Besuch der Wetterstation Stórhöfði, eine der stürmischsten in Europa.
Für uns war der Besuch am Fagradalsfjall die Erfüllung eines Lebenstraums. Nur selten kommt man gefahrlos so nah an einen Vulkan und dessen Lava heran, um ihn intensiv spüren und erleben zu können. Dieses Erlebnis ist kaum in Worte zu fassen. Wir sind tief beeindruckt und bedanken uns bei allen, die uns geholfen und dieses Erlebnis möglich gemacht haben!