Polarlicht am 10./11. Mai 2024 in Schwarzenberg

Mach einer extrem starken Sonneneruption klappte es nach 2003 endlich wieder mit einem gut sichtbaren Polarlicht in unseren Breiten. Bereits zum Ende der Dämmerung waren erste rötliche Strahlen zu sehen, die sich mit zunehmender Dunkelheit intensivierten und von Norden nach Westen wanderten. Dort stand der Mond, dessen zunehmende Sichel vom Polarlicht regelrecht umtanzt wurde. Die Dynamik war visuell erstaunlich gut zu sehen, im Gegensatz zu den Farben, mit denen unser Auge beim „Nachtsehen Probleme hat. Die Kamera bildet diese natürlich, nicht zuletzt durch längere Belichtungszeiten wunderbar ab.

Aber zurück zum Polarlicht. Gegen 22.45 Uhr wurden die strahlenförmigen „Gartenzäune“ durch ein diffuses und auf Kamerabildern intensiv rot leuchtendes Glühen abgelöst, welches bis weit in den Süden reichte. Wir selbst erlebten diesen ersten Ausbruch oberhalb von Schwarzenberg mit Blick auf dem Spiegelwald und waren da schon hellauf begeistert. Da das strukturlose Leuchten aber dann irgendwann langweilig wurde und die Hände eiskalt, fuhren wir heim nach Schwarzenberg. Unterwegs nahmen wir noch das Schwarzenberger Schloss vor dem roten Himmel auf.

Von unserem heimischen Oswaldtal haben wir leider keinen freien Nordblick. Aber diesen brauchten wir beim zweiten „Ausbruch“ auch nicht, denn gegen 23.15 Uhr reichten rotviolette Strahlen nicht nur bis in den Zenit, sondern auch darüber hinaus. Im Süden pulsierten grüne Flecken, von welchen aus kurzzeitig rote Strahlen in den Himmel schossen (so genannte RAGDA – Red Arc with Green Diffuse Aurora), über unseren Köpfen leuchtete mehrfach eine Korona (ringförmige Strahlen) auf, im Süden lachten uns große grüne Streifen entgegen und im Westen leuchtete der Himmel auch visuell tiefrot. Komplett adrenalingeschwängert waren wir völlig überfordert und wussten gar nicht mehr, in welche Richtung wir fotografieren sollen. Irgendwann gaben wir auf und genossen einfach nur. Denn Bilder gibt es in den sozialen Medien zu Tausenden, aber das unglaubliche visuelle Erlebnis ist einmalig und unvergesslich. So wie das letzte große Polarlicht vom 30.10.2003, welches sich als diffuses aber unglaublich intensives und ebenfalls bis weit in den Süden reichendes Rot für immer in unsere Erinnerung gebrannt hat.

Als wir am späten Morgen endlich völlig überwältigt in die Betten fielen, konnten wir nicht schlafen, denn die Energie von oben war wirkungsvoller als 20 Energydrinks und trotz bald hereinbrechender Morgendämmerung hatten wir immer Angst, noch etwas zu verpassen. Aber Schlaf wird eh völlig überbewertet … 

In dieser unglaublichen Nacht waren die Polarlichter bis zum nördlichen Mittelmeerraum zu sehen. Fotografisch wurden sie sogar in Mexiko, Florida und Algerien nachgewiesen. Auf der Südhalbkugel war die „Aurora Australis“ nordwärts bis Australien, Argentinien, Chile und Neuseeland sichtbar.

19.01.2023-Eisnebelhalos

Wir selbst hatten in dieser Eisnebelhalo-Saison lange kein Glück, da die Halos immer dann kamen, wenn wir keine Zeit hatten. Auch dieser Tag war ein Arbeitstag und ich entdeckte am Vormittag erste Eisnebelhalos auf den Webcams. Ich war etwas erstaunt darüber, zwar war es mit -7°C sehr kalt, aber es fehlte der Böhmische Nebel. Stattdessen gab es aus dem Südwesten Wolkenstau, aus dem der Fichtelberg immer mal wieder herausschaute.

In der Mittagspause sind auch wir schnell auf den Berg gedüst – und diesmal nicht umsonst. Keilberg und die Grenze waren komplett in Wolken gehüllt, aber auf dem Fichtelberg riss es immer mal wieder auf und es zeigten sich für wenige Sekunden wunderbare Eisnebelhalos. Wir entdeckten 31 verschiedene Haloarten, von denen einige sehr hell wurden.
– 22°-Ring mit beiden Nebensonnen, meist sehr gut sichtbar, alles vollständig
– unterer/oberer Berührungsbogen, meist sehr gut sichtbar, unvollständig
– obere Lichtsäule, sichtbar
– Zirkumzenitalbogen, .ztw. gut sichtbar, vollständig
– 46°-Ring, gut sichtbar, ohne Sektor h
– Horizontalkreis, sichtbar, maximal von L80°-Sonne-R60°
– Supra- und Infralateralbogen, meist gut sichtbar
– Parrybogen, sichtbar, vollständig
– Tapes Bögen, sichtbar, oben rechts und links/unten links, Meist nur starke Aufhellung auf dem 46°-Ring
– Wegeners Gegensonnenbogen im Bereich der Gegensonne (nur ein paar Minuten)

03.12.2022 – Eisnebelhaloüberraschung auf dem Fichtelberg

Eigentlich wollte ich nur ein Stündchen auf den Fichtelberg, um Sonne und Schnee genießen zu können und den Kopf frei zu bekommen. Mit keiner Faser meines Hirns habe ich an Eisnebelhalos gedacht, da die Webcams strahlend blauen Himmel und keine entsprechenden Bedingungen zeigten. Insofern hab ich weder das Weitwinkel, noch wirklich warme Klamotten eingepackt, denn wenn es zu kalt wird, fährt man einfach wieder heim.

Umso irritierter war ich, als beim Näherkommen sich eine Böhmische Nebelmauer über dem Kamm aufbaute. Naja, vielleicht schon Vorgänger der nahenden Front. Also Beeilung, bevor die Sonne weg ist. Aber es hatte sich wirklich im Eilverfahren böhmischer Nebel gebildet, der nun ab und zu seine Fühler nach dem Gipfel ausstreckte und in Eiskristalle zerfiel. Dabei entstanden wunderschöne Halos in stark wechselnder Gestalt. Oh Mann, was für eine herrliche Begrüßung „meines“ Berges!!!

Die Bilder sind zwar jetzt nicht so der Hit, denn auf 20mm bekommt man nicht mal den 22°-Ring komplett drauf, aber es hat der nebelgrauen und coronaverseuchten Seele einfach so verdammt gut getan, dass es mich nicht mal so richtig geärgert hat. Insofern habe ich heute auch mehr genossen als fotografiert.

Als kurz vor 13 Uhr die Coronen stärker und die Eiskristalle weniger wurden, bin ich wieder heimgedüst, zumal ich Hände und Nase vor lauter Kälte gar nicht mehr gespürt habe. Da mußte daheim erstmal eine heiße Suppe ran, denn selbst im beheizten Auto bin ich nur bedingt aufgetaut.

Fazit: Für Fahrten auf dem Fichtelberg am besten immer alle Objektive einpacken und immer wärmste Kleidung. Man weiß ja nie, was einem der Berg wieder für Geschenke macht. Danke, lieber Fichtelberg!!! Du hast mir den/die/das Tag/Woche/Monat/Jahr gerettet.

Zu sehen waren zwischen 11.45 Uhr und 12.45 Uhr: 22°-Ring, beide Nebensonnen, oberer und unterer Berührungsbogen, Parrybogen, obere und untere Lichtsäule, Horizontalkreis, Zirkumzenitalbogen, 46°-Ring, Supralateralbogen, Infralateralbogen, Moilanenbogen, Sonnenbogen (auf Fotos entdeckt).

Leuchtende Nachtwolken 2021

Leuchtende Nachtwolken konnten wir 2021 in 5 Nächten registrieren. In 3 Nächten waren sie nur schwach oder hinter Wolken versteckt.

Bereits Ende Mai konnten in Deutschland die ersten Nächte mit Leuchtenden Nachtwolken dokumentiert werden (siehe AKM-Forum). Aber das Erzgebirge wurde anfangs immer ausgespart. Entweder reichten durch die vorherrschenden Nordwinde in der Mesopause die NLC nicht bis zu unserem 50. Breitengrad oder, wenn sie es doch mal taten, war das Erzgebirge bewölkt.

Aber am Abend des 18.06.21 war es endlich soweit. Um 22.45 Uhr waren die ersten Leuchtenden Nachtwolken am West- bis Nordhimmel erkennbar. Anfangs erreichten sie eine Höhe von 15 Grad, zogen sich aber schnell zum Horizont zurück und verblassten gegen 23.45 Uhr.

Der Saisonhöhepunkt war aber am Abend des 3. Juli 2021. Bereits um 22 Uhr, nur 40 Minuten nach Sonnenuntergang, waren die ersten Wolkenstrukturen am Himmel erkennbar. Aber nicht wie gewohnt im Norden, sondern es zeigte sich ein helles Feld hoch am Westhorizont und weitere Strukturen im Süden! Wir sprangen ins Auto und fuhren zu einem erhöhten Standpunkt, wo sich dann die Leuchtenden Nachtwolken in aller Schönheit beobachten ließen. Was uns da erwartete, war der Hammer. Ein leuchtendes Feld im Nordwesten und im Süden reichten die Strukturen bis etwa 45° über den Horizont. Auch wenn es in den letzten beiden Jahren bereits 2 „Süddisplays“ gab, ist es für uns und unsere inzwischen über 25 Jahre andauernde Beobachtungserfahrung immer noch etwas ganz Besonderes. Denn bis vor wenigen Jahren hätten wir so etwas nicht für möglich gehalten! Leider zogen sich die Wolken ziemlich schnell in den Nordwesten zurück und verblassten dort. Wolkenaufzug beendete schließlich vorzeitig das Himmelsschauspiel.

Eisnebelhalos im Winter 2020/2021

Die Eisnebelhalosaison 2020/2021 war für uns sehr schwierig, da wir nicht nach Tschechien konnten und deshalb einige nur dort aufgetretenen Phänomene verpassten. Insgesamt konnten wir uns dennoch an zwei Tagen an herrlichen Erscheinungen erfreuen.

2. Dezember 2020

An diesem Tag waren die Bedingungen optimal, damit zwischen Keil- und Fichtelberg Eisnebelhalos entstehen konnten. Der Böhmische Nebel war so hoch, dass er immer wieder zum Fichtelberg herüberschwappte und es war kalt genug, dass die Wolken in Eiskristalle zerfielen. Und schon waren sie da, die unvergleichlichen Eisnebelhalos, die durch Lichtbrechung und -beugung an kleinsten Eiskristallen entstehen. Nicht am Himmel in hohen Eiswolken (Cirrus), sondern die farbigen Ringe und Bögen glitzerten direkt vor dem Beobachter, teilweise zum Greifen nah und in außerordentlicher Helligkeit. Nach Auswertung aller Fotos waren insgesamt 16 verschiedene Haloarten zu sehen, die Selteneren oft nur für Sekunden.

17. Januar 2021

Nach dem atemberaubenden Saisonauftakt pausierten die begehrten Beobachtungsobjekte über einen Monat lang. Erst am 10.01.2021 gab es ein großes Halophänomen auf böhmischer Seite am Keilberg. An diesem Tag traute sich der Böhmische Nebel aber nicht über die Grenze, so dass die Eisnebelhalos für uns unerreichbar waren.

Eine Woche später hat es endlich auch wieder am Fichtelberg geklappt. Eigentlich sah es gar nicht nach Eisnebelhalos aus. Zwar hatte sich in den Tälern etwas Nebel gebildet, dieser hatte aber nichts mit dem berühmten Böhmischen Nebel zu tun. Und auch als sich zum Sonnenaufgang Nebelfetzen lösten und über den Gipfel zogen, bildeten sich trotz der eisigen Temperatur von -12°C keine Eisnebelhalos. Dafür war an der nebelgetrübten Sonne deutlich der grüne Strahl zu sehen und es gab nette Lichtspiele im Nebel und der Gipfel wurde herrlich rot beleuchtet.


Anschließend senkte sich der Nebel wieder nach unten und auf dem Wolkenmeer erschien die Untersonne und die rechte Unternebensonne, später kam noch die linke und eine grelle untere Lichtsäule hinzu.

Eigentlich wollten wir schon wieder heim fahren, als sich im Grenzgebiet eine Eisnebelwolke bildete. Erst ärgerten wir uns schon wieder, dass erneut kurz davor für uns Schluss sein sollte, aber die Wolke hatte diesmal ein Einsehen und breitete sich allmählich auch auf deutscher Seite aus. Zwischen Bechelhäusel, Fichtelbergauffahrt und Sachsenbaude zeigten sich nun auch vor allem 22°-Ring, die Nebensonnen, der Horizontalkreis durch die Sonne sowie ein leuchtend heller und farbiger Zirkumzenitalbogen. Bemerkenswert war vor allem der 3D-Effekt der Halos, selbst vor nahen Bäumen leuchteten die Nebensonnen auf und auch beim Zirkumzenitalbogen war häufig jedes haloerzeugende Kristall einzeln zu sehen. Da sich nichts mehr änderte, fuhren wir irgendwann heim (zumal der Magen knurrte). Aber mit Unterbrechungen waren die Halos bis zum Sonnenuntergang zu sehen.

Leuchtende Nachtwolken und Mondsichel

Im Juni und Juli fahren wir an jedem klaren Abend auf einen unserer Beobachtungsplätze, um nach Leuchtenden Nachtwolken Ausschau zu halten. So richtig schön waren sie am Abend des 6. Juni, weitere NLC-beobachtungen fanden leider nur in Wolkenlücken statt. Beim Warten auf NLC gingen uns am 7. Juni schöne Nebenstimmungen und am 22. Juni auch die 38 Stunden junge Mondsichel ins Netz.